Vom Glück

Shownotes

Ein Nichtsnutz ärgert sich: wieso gedeiht das Land des Bauern so prächtig – und er selber hat kaum etwas zum Überleben?! Wieso ist dem einen das Glück hold – und ihm nicht? Also macht er sich auf die Suche nach seinem Glück – und was er findet, überrascht ihn sehr… Ich habe diese Geschichte in einem Buch mit Kaukasischen Märchen gefunden. Gefällt sie dir? Verrate es mir gerne: Kinderkanal@alexandraerzaehlt.de oder per Nachricht über Instagram. (@kampmeierskinderkanal) Ich freu mich drauf!

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Transkript anzeigen

00:00:02: Heute erzähle ich euch mal eine Geschichte, die spielt irgendwo im Frühling oder im Sommer.

00:00:15: Ich habe so gedacht, auch draußen, da ist es so herbstlich und so.

00:00:19: Es ist ja schon auch gemütlich, aber gemütlich ist es eher drinnen.

00:00:22: Nicht unbedingt draußen, oder?

00:00:23: Naja, egal.

00:00:24: Also ich erzähle euch eine Geschichte vom Glück.

00:00:28: Schön, oder?

00:00:29: Naja.

00:00:30: Aber sie fängt natürlich ganz anders an, denn sie fängt an, ach, mit blühenden Gärten.

00:00:36: Da war ein Land, das war so unfassbar, üppig und fruchtbar, von Berg zu Berg, da gründen die Weiden, da tummelten sich die Köhe und die Ochsen und die Schafe, in den Gärten summten die Bienen, die Bäume waren voller Früchte, ja, und die Lämmer.

00:00:57: und die Ziegen, die vermehrten sich so sehr, als habe sie der Frühling aus dem Korb geschüttelt.

00:01:04: Und dies Land, das gehörte an guten und fleißigen Bauern.

00:01:10: Eines Tages, da ging dieser Bauer durch seine Hänge, weil er war auf der Suche nach einem Weinberg, den wollte er anlegen, und tatsächlich er fand einen Hang, der schien ihm geeignet.

00:01:23: Da freute er sich, und dachte, hier wird der Weingut reifen.

00:01:28: Ach ja, das wird schön.

00:01:30: Und plötzlich bemerkte er einen Menschen.

00:01:33: Der hatte die Hände unter dem Kopf, war in Lumpen gekleidet und lag im Straßengraben und blinzelte ihn verschlafen an.

00:01:40: Es war ein Taugenichts, ein Nichtsnutz.

00:01:44: Der wollte nicht so gerne arbeiten, der machte sich die Hände nicht gern schmutzig.

00:01:49: Lieber hungerte er ein bisschen.

00:01:51: Und jedem, den er traf, jammerte er die Hucke voll.

00:01:56: So auch dem Bauern.

00:01:57: Oh, ich ärmster, ich hab Hunger, mir ist kalt und andere, die leben im Reichtum.

00:02:05: Die Thruhen, die sind so voll, dass sie sie nichtmals schließen können, und die Hunde füttern sie mit bestem Fleisch, warum nur hat mich das Schicksal so hart getroffen.

00:02:15: Naja, sagte der Bauer, wenn du dir was dazu verdienen willst, gerne.

00:02:18: Ich möchte mir hier einen Weinberg anlegen.

00:02:21: Hilf mir bei der Arbeit, für ein oder zwei Jahre.

00:02:24: Ich geb dir am Ende eine Kuh, einen jungen Ochsen und ein Stück Land.

00:02:27: Dann kannst du als Bauer auf eigenem Land leben und arbeiten.

00:02:31: So habe ich damals auch angefangen.

00:02:34: Ah, der Nichts nutzt er, richtete sich langsam auf und… und verkniff so ein bisschen das Gesicht.

00:02:42: Ja, es wäre schon schön, wenn es ihm besser ginge, wenn er zu trinken und zu essen hätte, sogar ein eigenes Dach über dem Kopf.

00:02:50: Aber dafür arbeiten?

00:02:53: Ach herr, ich werde es mir überlegen.

00:02:57: Aber dabei dachte er schon, nee, also so was.

00:03:01: Nee, ich weiß nicht.

00:03:03: Weißt du, der Bauer, der weiß nicht, wohin mit seinem Reich tun und ich soll mich für ihn abrackern.

00:03:08: Da lege ich mich lieber wieder auf die faule Haut und schlafe weiter.

00:03:12: Der Bauer, der lächelte.

00:03:15: Na dann überlegst ihr, aber überlegst ihr gut, denn ich betrüge dich nicht.

00:03:20: Kaum war der Bauer fort, da krocht er nichts, nutzt aus dem Graben und lief davon, wohin ihn die Füße trugen.

00:03:27: Von Fluss zu Fluss, da blühten die Gärten, von Berg zu Berg, da gründen die Weiden des Bauern, und immer noch tummelten sich die Kühe, die Ochsen und die Schafe.

00:03:38: Die Lämmer und die Ziegen vermehrten sich und es war eine Pracht.

00:03:44: Und seltsamerweise war hier überhaupt kein einziger Hirte zu sehen.

00:03:49: Kein Bursche hütete irgendwie diese Herden.

00:03:53: Dem Nichts nutz kam das seltsam vor.

00:03:56: Niemand kümmerte sich um die Kühe.

00:03:58: Kein Lämchen wurde geschlachtet.

00:04:01: Und kaum, dass er sich den Kühen näherte, da schienen tausend Klöckchen zu läuten.

00:04:09: Vielleicht hatten die Glockenblumen auf der Wiese geleutet?

00:04:12: Keine Ahnung.

00:04:14: Aber der Taugenichts der Sanu, dass alle Tiere plötzlich die Flucht ergriffen und sich an einer Stelle eng zusammendrängten.

00:04:22: Warum?

00:04:24: Das ließ ihm dann ja doch keine Ohre.

00:04:25: Und so machte er sich auf den Weg, zwängte sich durch die Tiere.

00:04:29: und was sah er?

00:04:30: Ein Menschchen, winzig klein mit blauen Augen, die wie Glockenblumen leuchteten.

00:04:35: Mit Haaren wie Löwenzahn.

00:04:38: und erstreichelte die Ochsen und die Köhe, die Schafe und die Ziegen.

00:04:41: Und die, die streckten ihm, die Köpfe hin, ließen sich kraulen, leckten ihm die Wangen.

00:04:47: Äh, wer, wer bist du?

00:04:49: Wo, wo, wo kommst du her?

00:04:50: Ich hab dich vorher gar nicht gesehen, wollte der Tauge nichts wissen.

00:04:54: Ich, ich bin das Glück des Bauern, dem diese Herde hier gehört.

00:04:58: Ich hüte die Tiere und sorge dafür, dass ihnen nichts Böses geschieht.

00:05:03: Da ärgerte sich der Tauge nichts.

00:05:05: Was ist denn das, bitte schön für eine Gerechtigkeit?

00:05:08: Warum hat der eine alles und das Glück hilft ihm noch dabei?

00:05:13: Und der andere hat nichts und nicht einmal ein bisschen Glück.

00:05:17: Jedem das Seine, lächelte das Menschlein.

00:05:20: Und wo finde ich mein Glück, wollte der Tauge nichts wissen.

00:05:26: Na, das Wander dort zwischen den Bergen, geht den Fluss entlang bis du zu seiner Quelle kommst.

00:05:33: Das ließ der Tauge sich nicht zweimal sagen, und er ging lange, und irgendwann schleppte er sich mühsam durch die öden und unfreundlichen Berge, zwischen den Steinen da wuchs nicht viel Gras, ab und zu stand mal eine verkruppelte Kiefer da, und nirgendwo meine Menschenseele zu sehen.

00:05:52: Irgendwann ließ er sich erschöpft auf die Erde fallen.

00:05:55: Ach, da bin ich mal wieder schön an der Nase herumgeführt worden, das Glück ist mir eben nicht holt.

00:06:02: und schon schlief er ein, und er schlief fest und traumlos.

00:06:08: Oh, als er erwachte, oh, und sich den Schlaf aus den Augen rieb, da sank gerade die Sonne hinter den Bergen hinab.

00:06:18: Das hatte ihn denn aufgeweckt.

00:06:21: Oh, jetzt wusste er es, ein Stöhnen und Seufzen hatte er gehört.

00:06:26: Da schaute er sich um.

00:06:27: – Ah, und siehe da, dort hinter einem Stein, da lag etwas Seltsames, klagte, stöhnte und säufzte.

00:06:34: – Wer bist du und was machst du hier?

00:06:37: Warum liegst du voll auf der Haut?

00:06:38: rief der Nichtsnutz.

00:06:39: – Ich bin ein Glück!

00:06:42: – antwortete die Erbärmliche Gestalt.

00:06:47: Als das der Nichtsnutz hörte, begann er zu schreien.

00:06:50: – Du Faulpels, du Tagedieb!

00:06:52: Warum kümmerst du dich nicht um mich, so wie sich das Glück des Bauern um den Bauern kümmert?

00:06:58: Bei dem da blüht und gedeiht alles.

00:07:02: Aber die Gestalt wälzte sich nur Träger auf die andere Seite und jammerte weiter.

00:07:07: Ach, guter Mensch, warum so zornig?

00:07:09: Du drückst dich vor der Arbeit?

00:07:11: Ich auch.

00:07:13: Du jammerst und klagst?

00:07:14: So jammer und klage ich auch.

00:07:17: Geh du an die Arbeit und ich werde mit dir zusammen.

00:07:20: Was tun?

00:07:23: Da wurde denn nichts nutznacht, denke ich.

00:07:26: Sein Glück machte schon einen traurigen Anblick, also Also wirklich einen traurigen.

00:07:33: Vielleicht sollte er sein Leben ändern?

00:07:37: Und als er es gedacht hatte, da drehte er um und machte sich auf den Weg zu den Bauern.

00:07:42: Dort trat er in dessen Dienste.

00:07:45: Er begann zu arbeiten und war fleißig und, sehr da, das Glück war ihm tatsächlich holt.

00:07:51: Schon bald hatte er seine Armut überwunden, ein eigenes Haus mit einem Stall und darin waren Kühe und Ochsen und er hatte sogar ein eigenes Stückchen Land.

00:08:01: Und man munkelt, dass er irgendwann einmal heiratete.

00:08:05: Tja.

00:08:07: Und so lebte er.

00:08:09: Und natürlich auch der Bauer.

00:08:11: Glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage.

00:08:16: So hoffe ich jedenfalls.

00:08:18: Wir hören uns in zwei Wochen.

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